In vielen beruflichen Situationen ist ein einfaches „Nein“ nicht nur unhöflich, sondern auch riskant. Du willst deine Position vertreten, ohne die Beziehung zu gefährden. Genau hier setzt die Technik des „positiven Nein“ an – entwickelt von William Ury, einem der Mitbegründer des Harvard Negotiation Project.
Sein Ansatz: Ein „Nein“ muss nicht das Ende eines Gesprächs sein. Im Gegenteil – es kann der Beginn einer echten Lösung sein, wenn es richtig formuliert wird.
Die 3-Schritte-Technik des „positiven Nein“
- Ja zu dir selbst
Beginne mit einem klaren Bekenntnis zu deinen eigenen Interessen. Zeige, was dir wichtig ist.
Beispiel: „Mir ist es wichtig, dass unser Team realistische Deadlines einhält, damit wir die Qualität sichern können.“
- Ein klares Nein zur Forderung
Formuliere dein Nein sachlich und bestimmt – ohne Schuldzuweisung.
Beispiel: „Deshalb kann ich den Vorschlag, das Projekt zwei Wochen vorzuziehen, nicht unterstützen.“
- Ja zu einer Alternative
Biete eine Lösung an, die beide Seiten berücksichtigt.
Beispiel: „Ich schlage vor, dass wir die Aufgaben priorisieren und mit einem Teilprojekt früher starten.“
Warum diese Technik so wirkungsvoll ist
Das „positive Nein“ schützt deine Interessen, ohne dein Gegenüber bloßzustellen. Es zeigt: Du bist lösungsorientiert, aber nicht beliebig. Besonders in hierarchischen Strukturen oder bei sensiblen Themen wie Gehalt, Arbeitszeit oder Verantwortlichkeiten ist diese Methode Gold wert.
Praxisbeispiel: Zusatzaufgabe mit enger Deadline – und wie du souverän „Nein“ sagst
Du arbeitest bereits an mehreren Projekten parallel. Kurz vor Feierabend bittet dich deine Führungskraft, zusätzlich eine Präsentation für ein wichtiges Meeting in zwei Tagen vorzubereiten. Du willst als engagiert gelten – aber du weißt auch: Wenn du jetzt zustimmst, leidet entweder die Qualität oder deine Belastbarkeit.
So könnte dein „positives Nein“ klingen:
„Mir ist es wichtig, dass ich meine Aufgaben zuverlässig und in hoher Qualität erledige – gerade bei Präsentationen, die strategisch relevant sind.
Deshalb kann ich die zusätzliche Aufgabe in der vorgeschlagenen Zeit nicht übernehmen, ohne dass andere Projekte darunter leiden.
Ich schlage vor, dass wir gemeinsam priorisieren: Entweder ich verschiebe eine andere Aufgabe oder wir finden eine Kollegin oder einen Kollegen, der kurzfristig unterstützen kann.“
Mit dieser Formulierung zeigst du Verantwortungsbewusstsein, ohne dich zu überlasten. Du sagst nicht einfach „Nein“, sondern bietest eine konstruktive Lösung an.