Die eigenen Finanzen haben einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Wenn wir uns mit unseren Finanzen nicht wohl fühlen, hat dies vielfältige Auswirkungen auf unsere Sorgen, unsere Produktivität und unser allgemeines Wohlbefinden. Finanzielle Schwierigkeiten können auch das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit stören (Lewis et al., 2016).
Wie gut du mit deinen Finanzen zurechtkommst, hängt stark von deiner Finanzkompetenz ab. Wenn du über eine hohe Finanzkompetenz verfügst, geht es dir in der Regel finanziell besser und du hast weniger finanzielle Sorgen. Dein Wohlbefinden führt sogar dazu, dass du dir weniger finanzielle Sorgen machst (Taft et al., 2013). Wenn es dir „finanziell besser geht“, bedeutet das nicht, dass du ein sehr hohes Einkommen haben musst oder sehr reich bist, sondern dass du mit den dir zur Verfügung stehenden Mitteln gut und langfristig haushalten kannst.
Um zu verstehen, warum das Thema finanzielles Wohlbefinden so wichtig ist, ist es zunächst relevant zu wissen was passiert, wenn wir finanzielle Sorgen haben. Danach schauen wir uns an, was finanzielles Wohlbefinden ausmacht und wie man es erreichen kann.
Sorgen, insbesondere finanzielle Sorgen, wirken sich auf unser Denken und Handeln aus. Bei finanziellen Sorgen reagieren wir schneller auf monetäre Reize und langsamer auf angenehme Erlebnisse (Wu et al., 2021). Das bedeutet, dass wir hinter allen Entscheidungen und Möglichkeiten primär den finanziellen Aspekt sehen, z.B. was kostet mich ein Produkt oder eine Reise, wie lange muss ich dafür arbeiten, kann ich es mir überhaupt leisten. Wir denken weniger an die schönen und angenehmen Erlebnisse, die wir auf einer Reise oder im Urlaub haben werden.
Wenn wir Geldsorgen haben, denken wir mehr über Geld nach, auch in alltäglichen Situationen, die nicht immer klar damit zusammenhängen. Das kann so weit gehen, dass eine Person mit Geldsorgen ständig an die nächste Rechnung denkt und wie sie diese bezahlen kann. Die ständigen Gedanken an Geld und die nächste Rechnung können auch von anderen Aufgaben ablenken, zum Beispiel im Beruf oder in der Freizeit. Dadurch wird unser Gehirn stark mit Gedanken rund um Geld und Kosten belastet. Wenn unser Geld knapp ist, behindert dies auch unsere Fähigkeit bei der Lösung von logischen Aufgaben und der kognitiven Kontrollen [Mechanismus, um das eigene Verhalten steuern zu können A.d.R.] (Wu et al., 2021). Das hängt damit zusammen, dass wir nur eine begrenzte Menge neuer Informationen aufnehmen und verarbeiten können (vgl. Shah et al., 2018) und diese Menge bereits mit Gedanken an Geld und Kosten gefüllt ist. Dies führt dazu, dass es uns schwerer fällt, Neues zu lernen. Das klingt zunächst sehr negativ und ist es auch, wenn die Geldsorgen groß sind. Manchmal besteht auch die Gefahr, dass wir nicht unbedingt ständig an Geld denken müssten, es aber tun, weil unser Gehirn sich hartnäckig mit Geldgedanken beschäftigt, auch wenn es das nicht sollte (vgl. Shah et al., 2018). Unser Gehirn ist darauf trainiert, sich bei Geldknappheit ständig mit Kosten zu beschäftigen und reagiert sehr sensibel auf finanzielle Reize. Investiert eine Person mit finanziellen Sorgen in Aktien oder andere volatile Anlageklassen, ist sie noch weniger in der Lage ihre Gedanken zu kontrollieren, wenn die Kurse oder Märkte fallen. Dadurch fällt es uns auch schwerer, eine Situation am Kapitalmarkt rational und objektiv zu betrachten.
Wenn wir neue Informationen schlechter verarbeiten können, ist dies auch in unserem Beruf hinderlich. Vor allem wenn wir einen neuen Job antreten oder sich Abläufe ändern. Es kann uns aber auch schwerer Fallen sich auf eine Weiterbildung zu konzentrieren und diese mit besten Ergebnissen abzuschließen.
Um es noch einmal schlimmer zu machen bevor es besser wird. Die Beratungsgesellschaft PWC kam im Jahr 2016 zu dem Ergebnis, dass die persönlichen Finanzen mehr Stress verursachen können als der Job, die Beziehung und die Gesundheit zusammen. Der Stress wirkt sich auch auf deine Work-Life-Balance aus und sorgt dafür, dass du dich monetär, physisch und emotional abgekämpft fühlst (Kundnani & Mehta, 2015). Stress mit den eigenen Finanzen können durch negatives und kurzfristiges Verhalten entstehen. Beispielsweise durch geringe Rückzahlungsraten bei Krediten, geringe Selbstkontrolle und ein Fokus auf materielle Dinge (Netemeyer et al., 2018).
Finanzieller Stress kann durch viele Ursachen entstehen und beeinflusst auch deinen Erfolg in deinem Beruf. Die Ursachen für finanziellen Stress können unter anderem in deiner Finanzbildung, deinem Umgang mit Geld, deiner finanziellen Situation oder möglichen Unsicherheiten im Umgang mit Finanzen liegen. Neben den negativen Auswirkungen auf deinen Beruf kann finanzieller Stress auch zu mehr Krankheitstagen, einer allgemein höheren Unzufriedenheit oder einem schlechteren Gesundheitszustand führen.